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Wie rechnet sich die Insektenmast?

Einige Landwirte haben in den letzten Jahren viel Geld in die Mast von Insekten investiert. Doch wie rentabel ist dieser Betriebszweig? Unser Autor hat das in seiner Bachelorarbeit geprüft.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor: Lukas Sonner, Bayerische Landes­anstalt für Landwirtschaft, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Schnell gelesen

  • Bei einer Vierkammeranlage für die ­Insektenmast decken die Erlöse die Gesamtkosten nicht ganz.

  • Eine Kooperation der Larvenmast mit einer Biogasanlage bringt wirtschaftliche Vorteile.

  • Verbesserungspotenziale liegen vor ­allem in den Futter- und Larvenkosten. Anlagen mit mehr Klimakammern ver­ringern die Stückkosten.

Weil der Bedarf an hochwertigem Eiweiß für die Fütterung von Nutztieren steigt, hat die EU 2021 die Larven der Schwarzen ­Soldatenfliege als Futtermittel für Schweine und Geflügel zugelassen. Seitdem sind etliche Landwirte in die Mast dieser Larven eingestiegen. 

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Die Frage ist, wie rentabel dieser Betriebszweig ist. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich eine Excel-Anwendung entwickelt, mit der sich die Rentabilität der Investition in eine Insektenmastanlage berechnen lässt.

Zu diesem Zweck habe ich Daten von bestehenden Mastanlagen der Firma FarmInsect GmbH gesammelt und die Investition hinsichtlich ihrer  kalkulatorischen Gestehungskosten der Larven und des Reineiweißes sowie der Gesamtkapitalrendite verglichen.

Zwei varianten im Vergleich

Dabei wurden zwei unterschiedliche Anlagenvarianten berechnet:

  • Ein Neubau auf der grünen Wiese mit vier Klimakammern, Automatisierungszelle, Futterküche und vier GFK-Silos mit je 15 m3. Neben den Jung­larven müssen Futter und Energie ­komplett zugekauft werden. Die Futterration ist kleiebetont und enthält u. a. Körnermais und Rapspresskuchen.

  • Eine baugleiche Anlage in Kooperation mit einer Biogasanlage. Sie kann deshalb von der günstigeren Abwärme und dem Strom der Biogasanlage profitieren. Die Mastration ist wegen des Einsatzes von Grassilage faserreich.

Für den Verkauf der fertig gemäs­teten Larven wurde in beiden Varianten der garantierte Abnahmepreis von FarmInsect von 62,30 €/dt FM herangezogen. Der Verkaufswert des Insektenfraßes – das sind die nach Ende der Mast abgesiebten Reststoffe – wird vom Düngewert abzüglich der Hygienisierungskosten abgeleitet und beträgt in beiden Fällen 6 €/dt.

Bei einer kalkulierten Larvenmenge von 7.160 dt/Jahr und einer Insektenfraßmenge von 10.745 dt/Jahr errechnet sich für beide Varianten eine Marktleistung von insgesamt 510.537 €/Jahr (Übersicht 1). Dem stehen in der Variante „Grüne Wiese“ Gesamtkosten von 550.202 € gegenüber, in der Variante „Biogaskooperation“ von 537.818 €. Der Unterschied resultiert aus den geringeren Kosten für das Futter und die Energie bei Variante 2.

Allerdings decken die Erlöse in beiden Fällen nicht die Gesamtkosten ab, sodass das Minus bei 27.281 € bzw. 39.565 € pro Jahr liegt. Daraus wird ersichtlich, dass die Anlage in dieser Form und mit dem aktuellen Zinsniveau nicht wirtschaftlich zu betreiben ist.

Die Frage ist, was verändert werden kann, um die Anlage rentabel zu betreiben. Dabei gibt es diese Ansatzpunkte:

  • steigende Umsatzerlöse bei gleichbleibenden Kosten,

  • sinkende Kosten bei gleichen Umsätzen oder

  • steigende Umsätze bei sinkenden Kosten.

Gibt es noch Potenzial

Da die Kosten pro Kilogramm Reineiweiß für Insektenlarven deutlich über denen von konventionellem Sojaschrot und auch über dem von Ökosojapresskuchen liegen, ist ein Erlösanstieg nur realisierbar, wenn Larven in der Fütterung zusätzliche Vorteile bringen. Diese wurden bisher aber noch nicht komplett erforscht und quantifiziert.

Auf der Kostenseite liegen die möglichen Reduktionspotenziale bei den Kapitalkosten, den Junglarven und beim Futter. Diese drei bilden die größten Kostenblöcke.

Bei einer Ausweitung der Zahl der Klimakammern sinken die Stückkosten, weil eine Futterküche und eine Automatisierungszelle mehr Klimakammern vorsorgen können. Bei einer Anlage mit zehn Klimakammern wäre die Investitionssumme pro Kammer um 25 % niedriger als bei der Vierkammeranlage.

Bei den Junglarven, die knapp 25 % der Gesamtkosten ausmachen, dürfte es in absehbarer Zeit nicht zu großen Preisstürzen kommen. Diese sind bisher nur von wenigen Anbietern lieferbar  und die eigene Zucht ist sehr aufwendig. Mittelfristig wird aber auch hier der technische und züchterische Fortschritt zu Kostenreduzierungen führen.

Futter ist der Größte Hebel

Das Futter ist die größte Kostenposition bei der Insektenmast und gleichzeitig auch der größte Hebel. Die Soldatenfliege ist in der Lage, beinahe jedes organische Material zu verarbeiten. Deshalb würden sich viele Stoffe als Futtermittel eignen, z. B. auch Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion, Grünschnitt aus Parks oder Biomüll aus Haushalten, Restaurants oder Supermärkten.

Da die Verursacher dafür in der ­Regel Entsorgungsgebühren bezahlen, könnte der Larvenmäster mit einer geringeren Abnahmegebühr als der Entsorger sich sein Futter bezahlen lassen, was seine Deckungsbeiträge deutlich verbessern würde. Wie sich sinkende Futter- und Larvenkosten auf die Vollkosten pro kg Reineiweiß auswirken würde, zeigt Übersicht 2.

Das Problem ist jedoch, dass derzeit aus Angst vor Schadstoffanreicherung und Hygieneproblemen nur zugelassene Futtermittel an Insekten verfüttert werden dürfen. Zulässig ist laut aktueller Gesetzgebung allerdings die Verfütterung von Reststoffen aus hofeigenen Prozessen wie Gemüseresten und Trester.

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