Der gesellschaftlich und politisch gewollte Waldumbau geht in der Regel mit einem höheren Anteil an Laubbäumen einher. Bisher gibt es aus Sicht vieler Forstleute aber noch kein schlüssiges Konzept dafür, wie man in Zukunft mit dem höheren Aufkommen an Laubholz umgehen will. Hinzu kommen viele ungelöste Fragen zur Extensivierung oder Nutzung des Waldes und der darin erzeugten Biomasse.
In einem gemeinsamen Schreiben haben nun mehr als 20 Verbände der Holz- und Forstwirtschaft die Bundesminister Steffi Lemke, Cem Özdemir und Dr. Robert Habeck aufgefordert, die bestehenden Widersprüche in der Weichenstellung für Umwelt-, Bau- und Wirtschaftspolitik zu klären.
Nutzungsbeschränkungen versus Bauen mit Holz
Die Branchenorganisationen kritisieren zahlreiche sich in der Zielsetzung bzw. Wirkung widersprechende forst- und umweltpolitische Maßnahmen auf Landes-, Bundes- und Europaebene. Beispielhaft verweisen die Verbände auf geplante oder erwogene Maßnahmen zu Nutzungsbeschränkungen im Wald einerseits und auf politische Initiativen zur vermehrten Holznutzung, so durch Initiativen zum klimafreundlichen Bauen, andererseits.
Die Verbände betonen, dass die Voraussetzung für die Ausgestaltung einer kohärenten Nationalen Biomassestrategie die Verfügbarkeit von aktuellen und validen Daten und Zahlen sei. Erst die Zahlen der vierten Bundeswaldinventur würden eine adäquate und strategische Planungsgrundlage zur Abschätzung von Vorrat, Zuwachs und Nutzungspotenzial und damit der künftigen Verfügbarkeit von Holz bieten können.
Bundeswaldinventur als notwendige Datengrundlage
Potenzialschätzungen oder gar richtungsweisende ordnungspolitische oder fiskalische Maßnahmen zur Steuerung von Rohstoffflüssen seien ohne eine verlässliche Datengrundlage aber nicht zu verantworten, mahnen die Organisationen in ihrem Schreiben an die Bundesregierung. Sie appellieren, die Ausgestaltung der längst überfälligen Biomassestrategie auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Daten für Wald und Holz aufzubauen und die Zwischenergebnisse der Bundeswaldinventur unmittelbar in den Dialogprozess einfließen zu lassen.
Elverfeldt: Nachhaltige Wirtschaft nur mit heimischem Holz
„Sei es die Transformation der Energieversorgung, die Bioökonomie oder die Holzbauinitiative: Ohne die verlässliche Verfügbarkeit des nachwachsenden, heimischen Rohstoffs Holz wird die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft nicht gelingen,“ verdeutlichte der Vorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt.
Dieses Risiko sieht auch AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter: „Einerseits möchte die Politik gerne mehr Laubholz in sinnvolle stoffliche Verwendung etwa beim Bauen bringen, andererseits legt sie reihenweise Programme auf, die eine Stilllegung von Waldflächen fördern und somit die Produktion von Holz reduzieren“, monierte Bitter. Auch die aktuellen Klimaziele für den Landnutzungssektor (LULUCF) seien nur durch Einstellung der Waldbewirtschaftung auf großer Fläche zu erreichen. Hinzu komme die EU-Biodiversitätsstrategie, nach der 10 % der Landfläche unter „strengen Schutz“ gestellt werden sollen.
Bitter: Brauchen auch energetische Holzverwendung
Der AGDW-Präsident vermisst bislang auch eine Antwort auf die Frage, wie der angesichts von Klimawandel und Trockenheit notwendige Waldumbau auf fast 3 Mio. ha Fläche finanziert werden soll. In diesem Zusammenhang kann Bitter die Initiativen zur Reduzierung der energetischen Nutzung von Holz nicht nachvollziehen: Er weist darauf hin, dass im Wald zwangsläufig Kronen- und Astholz anfallen, die nur als Brennholz genutzt werden können. Gerade für kleine und mittlere Waldbesitzer sei der Verkauf dieses Holzes aber eine wesentliche Einkommensquelle, mit der die Waldpflege und das Nachpflanzen von Bäumen finanziert werde.