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topplus Bäuerin, Springerin, Chefin?

So stellen sich Ehefrauen von Landwirten vor

Bäuerin, Springerin oder Mitunternehmerin? Wie stellt man sich vor, wenn man auf dem Hof mitarbeitet, aber eigentlich „ungelernt“ ist? Das sagen unsere Leserinnen und Leser dazu.

Lesezeit: 10 Minuten

Liebe Leserinnen und Leser, vor einigen Wochen erreichte uns die Zuschrift einer Leserin, die wissen wollte, mit welcher Berufsbezeichnung sie sich als ungelernte, mitarbeitende Ehefrau in Gesprächsrunden vorstellen könnte. An unserer Umfrage nahmen daraufhin bis Mitte Oktober knapp 250 Personen teil. Dabei empfindet ein Viertel die Bezeichnung „Bäuerin“ als unpassend. Altmodisch ist der Begriff aber für 64 % der Teilnehmer. In Vorstellungsrunden betiteln sich die meisten Frauen als Mitunternehmerin (33 %) oder Bäuerin bzw. Bauersfrau (29 %). Neben dieser ­Umfrage haben uns auch zahlreiche Kommentare und E-Mails erreicht, die wir hier gerne wiedergeben:

Weibliches Selbstvertrauen

„Liebe Kolleginnen, liebe Landwirtinnen, liebe Landfrauen, liebe Bäuerinnen,

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

in meiner Mittagspause habe ich den Beitrag „Wie stellt man sich als mitarbeitende Ehefrau vor?“ in top agrar 10/2024 gelesen, meine Suppe ist mir fast im Hals stecken geblieben. Ich wünsche mir mehr das weibliche Selbstvertrauen!

Mir ist es wichtig, dass meine Berufskolleginnen erkennen, dass wir eigenständig kommunizieren müssen. Wir sind die, die Harmonie aufrechterhalten und mit fachlichen, sowieso menschlichen Kompetenzen zum Erfolg der Familienbeiträge beitragen. Es werden keine Gesprächspartner von Euch erwarten, dass ihr ein Arbeitszeugnis, Gesellenbrief oder Abschlusszeugnis vorlegt. Ganz im Gegenteil, die Gegenseite soll verstehen, dass Ihr mit Respekt zu behandeln seid.

„Steht zu eurer Position!“ lautet mein Appell an weiblichen Heldinnen des landwirtschaftlichen Alltags. Das Gegenteil erlebe ich leider in meinem beruflichen Arbeitsumfeld sehr häufig.

Steht zu eurer Position!“

Zum Beispiel erlebe ich in Vorstellungsrunden, dass Amtsleiterinnen nur im Nebensatz erwähnen, dass sie vom Hof sind. Dazu gehört mehr zu sagen. Beispielgebend wir führen zusammen ein Familienunternehmen, das leckeren Kürbis anbaut usw.

Ich bin Agrarökonomin, ausgebildete Landwirtin mit Berufserfahrung in der Lobby und arbeite außerhalb des familiären Spargel- und Erdbeerhofes in einem Interessensverband . In meinem Zweitjob bin ich gerne die Kuchenbäckerin, Dekorateurin und die moderne Hausfrau. Ich mache meine Antworten zu meiner Berufsbezeichnung immer von meinem Gesprächspartner abhängig. Nächstes Beispiel, mein Lebenspartner hat einen Bachelorabschluss und ich den Masterabschluss. Der Vergleich zweier akademischer Abschlüsse oder das Haussieren ist nicht unser Ziel. Gelegentlich kommt es in der privaten Kommunikation vor, wenn ich wieder auf seine unerledigten Aufgaben hinweise. Die scherzende Antwort lautet „Ich habe nur Bachelor…“ . Das bitte mit einem Augenzwinkern hinnehmen. Ich erinnere mich an eine betriebswirtschaftliche Situation, in der mein Masterabschluss mal ausgesprochen werden musste. Mit diesen Beispielen möchte ich zur selbstbewussten und handlungsorientierten Kommunikation motivieren.“ (Annely Ihde)

Gleichberechtigte Landwirtin

„Die Ehefrau ist genauso Landwirtin. Ein Quereinsteiger in anderen Berufen wird doch auch nicht anders betitelt, nur weil er einen anderen Beruf gelernt hat.“ (Tatjana Roloff, via Facebook)

Partnerschaftliche Betriebsleitung

„Eine Frau, die Vollzeit in der Landwirtschaft ihres Ehepartners arbeitet, arbeitet nicht mit oder hilft ihm, sondern führt gemeinsam mit ihrem Mann den Betrieb. Dabei ist es unwichtig, ob sie eine landwirtschaftliche Ausbildung hat oder nicht. Es liegt an den Frauen selbst, das auch so zu sagen.
Viel zu oft habe ich in landwirtschaftlichen Seminaren von Frauen gehört, dass sie ihrem Mann nur helfen und mitarbeiten. Und genau in dieser Geringschätzung der Frauen gegenüber sich selbst, liegt der sprichwörtliche Hund begraben, der Frauen daran hindert, selbstbewusst aufzutreten. Und das kann niemand für sich selbst erledigen. Dieses Selbstbewusstsein muss sie sich erarbeiten und immer wieder auch so kommunizieren.
Und noch eines: Eine selbstbewusste Frau oder ein selbstbewusster Mann hat es nicht nötig, die eigene Ausbildung ins Rampenlicht zu stellen. Das ist der erste Beweis, dass es an Selbstbewusstsein mangelt.
Also liebe vollzeitarbeitende Frauen auf dem Bauernhof: Ihr leitet gemeinsam mit eurem Partner den Hof. Das seid ihr.“
(Silvia Rath, via Facebook)

Die wichtigste Person am Hof

„Das ist die wichtigste Person auf dem Hof, oder kurz „Chefin“.“ (Friedhelm Weber, via Facebook)

Mehr Anerkennung als Landwirtin?

„Liebes Topagrar-Team!

Wie stellt man sich als mitarbeitende Ehefrau vor? Auch mich beschäftigt diese Frage schon seit längerer Zeit, genaugenommen seit 27 Jahren. 

Kürzlich stellte sich eine mir gut bekannte Landfrau auf einer Podiumsdiskussion als Landwirtin vor. Dies machte mich stutzig und brachte mich ins Grübeln, zumal ich weiß, dass sie gelernte Hauswirtschaftsmeisterin ist und genau wie ich im landwirtschaftlichen Betrieb ihres Mannes mitarbeitet. Bekommen wir mehr Anerkennung, wenn wir uns als Landwirtin vorstellen? 

Eine Zeitlang habe ich mich so vorgestellt: Ich leite mit meinem Mann zusammen ein erfolgreiches Familienunternehmen. Leider kommt diese Aussage nicht von mir, sondern aus einem Werbeslogan. Bin ich Unternehmerin im landwirtschaftlichen Bereich?“ (Annette Schulenkorf: Ehefrau, Mutter, Hausfrau, Altenpflegerin, Agrarbürofachfrau, Tierwirtin, Garten- und Hofpflegerin, Landfrau  usw.)

Selbstwert ist wichtig

„Ich finde es kommt auf die Tätigkeit und Eigenständigkeit an. Durch Haushalt und Kinder fehlt ja doch oft die Zeit für verantwortlichere Tätigkeiten. Ungelernt stelle ich mir das sehr schwierig vor. Danek trotzdem für die freundlichen Worte, Selbstwert ist wichtig!“ (Daniela Wegert, via Facebook)

Chef oder Chefin?

„Herrlich ist schon mal die Frage von irgendwelchen Firmen nach „dem Chef“ – da kommt bei mir dann die Gegenfrage, für welchen Bereich denn der Chef gesucht würde, dann werden einige schon stutzig.“ (Roswitha Hermeling, via Facebook)

Es kommt auf die Situation an

„Genau wie die männliche Berufsbezeichnung ‚Bauer‘ oder ‚Landwirt‘ je nach Situation passend gewählt wird, gilt das auch für die weibliche Form ‚Bäuerin‘ oder ‚Landwirtin‘. In dem oben beschriebenen klassischen Lebensmodell teilen die Eheleute betriebliche Entscheidungen ebenso wie die Arbeit, und sind daher gleichberechtigt. Eine ‚Geschäftsführerin‘ wäre für betriebliche Entscheidungen eher allein zuständig, ‚Mitunternehmerin‘ würde auf eine finanzielle Einlage in den Betrieb abheben. Ein mitarbeitendes Familienmitglied malocht und hat nix zu melden – kann allenfalls für Jugendliche oder Senioren passend sein. Die übrigen Vorschläge klingen eher scherzhaft.“ (Dietrich Knuf)

Bäuerin? Völlig okay!

„Ich bezeichne mich als Bäuerin, da ich keine Ausbildung zum Landwirt absolviert habe. Für mich ist das völlig okay.“ (Kathrin Seeger, via Facebook)

„Wir geben dem Begriff Bäuerin das heutige Gesicht“

Liebes top agrar-Team, 

zu diesem Thema muss ich Ihnen jetzt doch noch eine Mail schreiben, obwohl ich an der Umfrage teilgenommen habe. Diese ist mir zu unpräzise an dem Punkt, an dem ich nur eine Bezeichnung angeben kann. Es kommt doch ganz auf das Umfeld an, wie ich mich selber bezeichne. Manchmal nenne ich mich Bäuerin oft noch präziser BiogasBäuerin und manchmal bin ich die Geschäftsführerin.

Bei näherer Betrachtung kommt es bei diesem Thema doch auf etwas ganz anderes an: Wie stehe ich selber zu meiner Arbeit? Wie zufrieden bin ich an meiner Position? Bin ich passend gefordert, überfordert oder gar unterfordert? Wie sieht mein Mann mich? Mit welchem Respekt begegnet er mir im Betrieb? Erkennt er meine Arbeitsleistung an oder ist alles sowieso selbstverständlich? Arbeiten wir auf Augenhöhe und sind ein gleichwertiges Gespann, bei dem jeder seine Stärken einbringen kann?

Da muss man alles und da kann man auch alles!“

Unser erstes Kind, war ungefähr 8 oder 9 Jahre alt und es war die Frage, auf welche weiterführende Schule sie denn wohl gehen würde nach der Grundschule. Da sie die Älteste war, war das Thema neu und sie fragte, wovon die Wahl denn abhängen würde. Ich gab ihr zur Antwort, dass unter anderem auch entscheidend sei, welchen Beruf sie denn später einschlagen würde. „ Ja, das ist doch klar, ich werde Bäuerin“, gab sie mir zur Antwort. Auf meine verwunderte Nachfrage, wie sie denn darauf käme, folgte die prompte Erklärung: „Da muss man alles und da kann man auch alles!“ Das war eine ziemlich gute Zusammenfassung meiner Stellenbeschreibung und es zeigt in der Kürze, welches Potential sich dahinter verbirgt. Diese Anekdote hat meine Einstellung zu dem Begriff Bäuerin komplett verändert.

Seitdem bezeichne ich mich häufig – je nachdem, wer mir gegenübersteht – als Bäuerin! Und zwar in völligem Bewusstsein, was ich im Betrieb, in der Familie, im Ehrenamt und für die Gesellschaft leiste. Ich gebe zu, dass ich den Begriff auch manchmal ein wenig provokativ gebrauche, wenn mein Gegenüber eine gewisse Geringschätzung oder Arroganz vor sich herträgt. Aber mit den Jahren ist auf jeden Fall ein gewisser Stolz dazu gekommen. Das ist genau der Punkt, den ich an meine Berufskolleginnen weitergeben möchte: Wir geben dem Begriff Bäuerin das heutige Gesicht – jede für sich auf dem Hof, auf dem sie lebt und arbeitet, wir verkörpern den Beruf und ganz ehrlich: Fragt mal die Männer, die Bauern, was sie ohne ihre Frauen, die Bäuerinnen, wären. Vielleicht ist das auch eine Umfrage wert?!?

„Ich bin Chefin“

„Die mitarbeitende Ehefrau des Landwirts ist grundsätzlich unersetzlich, so viel steht schon mal fest! Es ist nicht nur die Tatsache, dass die Frau des Landwirts ebenfalls die gleichen Arbeiten verrichtet oder verrichten kann, so wie ihr Gemahl… Nein, es ist viel mehr so, dass sie darüber hinaus den Haushalt führt, die Wäsche macht, die Versorgung der Arbeiter sicherstellt, die Buchhaltung führt und bestenfalls auch noch den Garten sauber hält. Bestimmt habe ich noch etliche Aufgaben ungenannt gelassen.
Aber wenn ich mir persönlich ausgehe – wir Landwirtsfrauen machen das gerne. Ich liebe meine Familie, meinen Hof und meinen Job. Und ich kann mit Überzeugung behaupten, dass ich nicht nur mitarbeitende Ehefrau im landwirtschaftlichen Betrieb bin, sondern die ‚Chefin‘.“
(Jana Benduhn, via Facebook)

Bauernhof- und Familienmanagerin

„Ich bin gelernte Arzthelferin, und habe vor 20 Jahren mal gesagt, dass ich Bauernhof- und Familienmanagerin bin. Oder manchmal betone ich, dass ich die Frau „von“ bin – Frau von einem Landwirt!
Meine Aufgaben im Betrieb sind vielfältig: Werbung, Organisation, Kartoffeln absacken und ausfahren usw. Heute habe ich mit Helfern Kürbisse geerntet und morgen und am Sonntag ernten wir mit der Familie Lagerkartoffeln. Man kann alles lernen – wenn man dazu bereit ist!“
(Steffi Keim, via Facebook)

Kochender Melkroboter

„Landwirts Gattin, also kochender Melkroboter und Mädchen für alles.“ (Johanna Fink, via Facebook)

Keine Begriffspolizei

„Bäuerin. Gelernt und studiert. Und es heißt Bauernverband. Aber im Großen und Ganzen muss jede selbst entscheiden, welcher Begriff für sie passt. Zum Glück gibt es keine Begriffspolizei.“ (Heike Müller, via Facebook)

Viel mehr als nur das „Land zu bewirtschaften“

"Liebes Top Agrar Team,

diese Frage, was bin ich denn jetzt auf dem Hof als eingeheiratete Frau, habe ich mir auch schon oft gestellt. Obwohl ich Landwirtin gelernt habe und auch ein Agrarstudium absolviert habe, hört sich das komisch an, wenn ich sage ‚Landwirtin‘. Weil in meinem Berufs- und Lebensalltag gehört so viel mehr dazu als Land zu bewirtschaften: die Familie und Mitarbeiter, das Büro, das Herdenmanagement, die vielen großen und kleinen Entscheidungen…

Spaßeshalber habe ich mich bei einem Bänker, der von der Materie Landwirtschaft sowieso keine Ahnung hatte, als Assistenz der Geschäftsleitung vorgestellt – das trifft auch zu. Aber für mich konnte ich mich nach längerem Hadern doch als Bäuerin identifizieren. In einer anderen Komplexität wie früher, aber eigentlich gleich wie meine Vorfahren. Eine Frau, die den (Über-)Blick für den ganzen Betrieb mitsamt der Familie und der Tiere hat. Wir jungen Frauen haben die Chance, ‚der Bäuerin‘ ein modernes Gesicht zu geben. Eine Bäuerin war doch nie die arme Frau des Bauern. Es war schon immer eine Frau, die viel Einfluss auf die bewirtschafteten Höfe und ihr Umfeld nehmen konnte." (Charlotte Hupfer)

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