Das von der Europäischen Kommission geschnürte Naturschutzpaket stößt auch im genossenschaftlichen Agrarhandel auf scharfe Kritik. So warnt der Vorstandsvorsitzende der Agravis Raiffeisen AG, Dr. Dirk Köckler, vor einem pauschalen Ausbringungsverbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten, wie es im aktuell vorliegenden Verordnungsentwurf vorgesehen ist.
„Ein komplettes Verbot in Schutzgebieten entzieht der bäuerlichen Landwirtschaft die Grundlagen, genügt nicht der guten fachlichen Praxis und ist somit nicht nachhaltig“, stellte Köckler heute bei einem Feldtag auf dem Agravis-Versuchsgut St. Mauritz vor den Toren Münsters klar.
Pflanzenschutz unverzichtbar
Statt pauschaler Verbote hält der Agravis-Vorstandschef eine differenzierte Betrachtung für erforderlich, denn verantwortungsbewusster Pflanzenschutz sei unverzichtbar, um Erträge und Qualitäten zu sichern. „Das gilt erst recht in diesen disruptiven Zeiten, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden“, betonte Köckler. Schädlingsbefall wie Fusarium im Weizen oder der Kartoffelkäfer könne ganze Ernten vernichten und die Versorgungssicherheit damit ins Wanken bringen.
„Chemischer Pflanzenschutz bewegt sich in einem strengen Zulassungsrahmen“, hob der Vorstandsvorsitzende außerdem hervor. Ohnehin sei die Anzahl der zulässigen Wirkstoffe seit Jahren rückläufig: „Damit kann und muss die Landwirtschaft umgehen. Auch wir als Agrarhändler stellen uns darauf ein“.
Klare Worte von Rukwied
Bei der Erntepressekonferenz am Dienstag fand auch DBV-Präsident Joachim Rukwied klare Worte. „Sollten die Kommissionspläne zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes umgesetzt werden, wären wir deutschen und europäischen Landwirte nicht mehr in der Lage, unsere Bevölkerung satt zu bekommen“, stellte er klar.
Nach seinen Worten gefährden die Pläne der EU-Kommission nicht nur „zigtausende“ bäuerliche Existenzen, sondern bedrohten am Ende auch die politische und gesellschaftliche Stabilität in Europa. An das Naturschutzpaket müsse man deshalb jetzt nochmal mit denjenigen ran, die vernünftig seien.
„Vernunft kann ich momentan den Damen und Herren in den EU-Glaspalästen nicht attestieren“, ergänzte Rukwied. Aus Brüssel kämen aktuell nur „unsinnige Vorschläge“, die die Ernährungssicherheit und -souveränität in Europa in höchstem Maße gefährdeten.