Eine „unfassbare Denke“ wirft die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber der Bundesregierung beim Umbau der Tierhaltung vor. Sie sei erschüttert, wie gleichgültig der Bund mit dem Lebensmittelstandort umgehe, während gleichzeitig tagtäglich Ferkelerzeuger und Mäster ihre Produktion einstellen, erklärte Kaniber am Freitag auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin.
Sie vermutet, dass hier einige „auf Zeit spielen“, also den Strukturwandel einkalkulieren. Für sie seien die Vorschläge Cem Özdemirs zum Tierwohl daher kein Umbau-, sondern vielmehr ein Abbauprogramm stellte die Ministerin klar. Deutschland trage dann eine „weiße Weste“ in puncto Tierrhaltung, importiere dann aber Lebensmittel, die mit deutlich niedrigeren Standards erzeugt werden.
Tierwohlfleisch wird Luxusprodukt
Die bisher von Özdemir zugesicherten 150 Mio. € für den Stallumbau hält die CSU-Politikerin für völlig unzureichend. Nach ihrer Rechnung würden die Mittel bei angesetzten 1.500 € pro Mastplatz gerade für gut 102.000 Plätze reichen. „Das wären gerade einmal 0,7 % aller Mastplätze in der Bundesrepublik“, veranschaulichte Kaniber. Ihr zufolge würde Fleisch aus diesen Programmen damit zum „Luxus-Highend-Produkt“, dass sich nur noch wenige Verbraucher leisten könnten.
Kaniber: Müssen Landwirte vor dieser Bundesregierung schützen
Auch die Tierwohlmilliarde greift nach ihrer Überzeugung zu kurz. Die bayerische Agrarministerin stellte sich deshalb noch einmal hinter die Forderung der Borchert-Kommission, die 4 Mrd. € für angemessen hält. „Tierwohl ist nicht für umsonst zu haben“, so die CSU-Politikerin.
„Wir wollen keine Fundamentalopposition machen“, sagte Kaniber in Richtung Berlin. Es gehe aber tatsächlich auch „ein Stück weit darum, die Landwirte vor dieser Bundesregierung zu schützen“. Denn jede Stalltür, die sich schließe, gehe auch in Zukunft nicht mehr auf.