Der gestern vom Bundeskabinett verabschiedeten Gesetzentwurf für eine verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung sorgt in der Praxis für Kopfschütteln. Für top agrar hat der Vorstand der Erzeugergemeinschaft Südbayern eG, Franz Beringer, den Beschluss kommentiert:
„Die Entscheidung des Kabinetts ist für mich absolut unverständlich. Die Politik sollte nur handeln, wenn Bedarf besteht. Und diesen sehe ich nicht. Für die Tierhaltung gibt es heute ein gut funktionierendes System, die Initiative Tierwohl. In diesem System werden die Tierhalter mindestens jährlich unabhängig kontrolliert. Mit dem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz werden diesen Anstrengungen der Wirtschaft nicht nur konterkariert, sondern die Situation wird verschlechtert.
Dramatischer Wettbewerbsnachteil
Die Kennzeichnungsverpflichtung nur für inländische Ware ist ein dramatischer Wettbewerbsnachteil für die heimische Produktion. Ausländische Produzenten müssen die anfallenden Mehrkosten nicht tragen. Sie können auf Basis freiwilliger Eigenkontrollen am System teilnehmen. Das öffnet Betrug Tür und Tor.
Ich vermisse das Gesamtpaket zur erfolgreichen Transformation der Nutztierhaltung. Mit der zugesicherten Milliarde bis 2026 ist der Prozess unterfinanziert. Die Deutschen Schweinehalter zahlen damit die Rechnung für die Wünsche unsere Gesellschaft nach mehr Tierwohl und umweltverträglichen Produktionsverfahren.
Die Landwirtinnen und Landwirte werden am Umbau gehindert. Die Folgen sehen wir deutlich: Immer mehr Erzeuger geben ihre Betriebe auf.“
Die Erzeugergemeinschaft Südbayern eG mit Sitz in Pocking vertritt rund 10.000 Veredlungsbetriebe und vermarktet jährlich etwa 1,2 Millionen Mastschweine, 1,3 Millionen Ferkel sowie 55.000 Rinder und 65.000 Kälber. Der Gastkommentar kam mit Unterstützung des Deutschen Raiffeisenverbandes zustande.
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