Ferkelerzeuger stehen schon wieder mit dem Rücken an der Wand. Bundesweit stürzten die Notierungen Mitte Mai um 15 € pro Tier ab. Händler forderten diesen harten Schnitt, um den Abverkauf der Ferkel weiter gewährleisten zu können.
Doch auch danach blieb die Einstallbereitschaft schwach. Dabei ist das Ferkelangebot in Deutschland alles andere als groß. Ein großes Problem sind die Futterkosten, die im Jahresvergleich um 40 bis 50 % gestiegen sind. Sauenhalter trifft das gleich zweifach:
- Die Erzeugungskosten steigen deutlich. Pro Ferkel müssten Ferkelerzeuger allein dafür 10 € mehr erlösen.
- Stattdessen bremsen die Mäster ihrerseits bzw. fordern Abschläge beim Ferkeleinkauf, damit sie bei hohen Futterkosten eine Chance auf Kostendeckung haben.
Am Futtermarkt ist bisher keine Entspannung in Sicht. Marktteilnehmer hoffen, dass die neue Ernte mehr Rohware und damit sinkende Futterkosten bringt. Die Zeit drängt. „Mit jeder Krisenwoche verlieren wir weitere Ferkelerzeuger in Deutschland“, sagt ein Branchenkenner. Erzeugergemeinschaften bestätigen, dass die Anmeldung von Schlachtsauen zuletzt wieder spürbar zugenommen hat.
Auch EU-weit stehen die Zeichen auf Abstockung. Brüssel zählte Ende letzten Jahres 4,4 % weniger gedeckte Sauen. Neueste Zahlen aus Dänemark bestätigen den Trend. Anfang April zählten unsere Nachbarn im Norden knapp 6 % weniger Sauen.
Wo hakt es bei den Mastschweinen?
Die Preise für Schlachtschweine enttäuschen, obwohl das Lebendangebot in Deutschland rund 7 % unter dem Vorjahr liegt. Mitte Mai legte die Notierung sogar den Rückwärtsgang ein – und das mitten in der Grillsaison.
- Wegen der hohen Inflation von über 7 % verzichten Verbraucher wohl auf das eine oder andere Stück Fleisch, um sich Auto und Urlaub weiter leisten zu können.
- Die Verbraucherpreise für Schnitzel und Co. liegen laut AMI bis zu 13 % über Vorjahr.
- Fleischkonsum steht unter Beschuss. Aussagen des Agrarministers Özdemir, man könne mit Fleischverzicht einen Beitrag gegen Putin leisten, verstärken den Trend noch.
Trotz der schwierigen Umstände bleiben Marktbeteiligte zuversichtlich. Ein westdeutscher Schlachthofbetreiber sagt beispielsweise: „Die Leute wollen nicht dauerhaft nur Marmelade zum Brot essen.“ Die Nachfrage werde sich bald wieder stabilisieren – allerdings auf niedrigerem Niveau.
In der Tat kann sich die Stimmung am Schweinemarkt schnell drehen. Das hat die Preisrallye im März gezeigt. Und das inländische Angebot bleibt vergleichsweise klein.