Flaschen und Gläser für Lebensmittel und Getränke sind knapp. Das bekommen Winzer und Direktvermarkter derzeit zu spüren. Monatelange Wartezeiten sind an der Tagesordnung.
„Wir können derzeit 30 bis 40 % unserer Produkte nicht anbieten“, sagt Ralf Striegnitz vom Glasgroßhandel Flaschen Reis aus Neustadt an der Weinstraße. So wie diesem geht es vielen weiteren Unternehmen der Branche.
"Nehmen, was da ist"
Winzer und Direktvermarkter müssen nicht nur oft monatelang auf ihre Glasverpackungen warten, die Kunden erhalten auch nicht immer die gewünschte Ware, sondern müssen nehmen, „was da ist“. Das gilt auch für Verschlüsse, Etiketten oder Kartons. Weiteres Nadelöhr ist die Logistik, denn es fehlen überall Berufskraftfahrer, die die Waren von A nach B bringen könnten.
Hauptursache für den Glasengpass ist der Krieg gegen die Ukraine. Die Beschaffungsmärkte in Osteuropa sind weggebrochen, die Kapazitäten der hiesigen Glashütten am Anschlag. Wie deren Situation aussieht, erklärte Nikolaus Wiegand, Geschäftsführer von Wiegand-Glas, in einem Interview mit der Zeitschrift Wirtschaftswoche: „Wir kommen mit den Anfragen nicht hinterher, die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem.“ Als Reaktion wird die Glashütte, die bundesweit an acht Standorten produziert, ihr Angebot straffen und weniger verschiedene Gläser und Flaschen produzieren, denn die Vielfalt verlangsamt die Produktion zusätzlich. Die Einschränkungen in Menge und Sortiment spüren natürlich auch die Großhändler, die das wiederum an ihre Kunden weitergeben müssen. Flaschen Reis splittet beispielsweise Aufträge, damit jeder Kunde etwas bekommt.
Steigende Energiekosten
Noch mehr Sorgen bereiten der Branche die steigenden Energiekosten. Die Megawattstunde Erdgas kostete die Glashütten Ende Juni fast das Sechsfache von dem, was im Durchschnitt in den Vorjahren üblich war. Der Anteil für die Energie an den Gesamtkosten beträgt mehr als ein Drittel des Umsatzes, vorher waren es knapp unter 10 %, so Nikolaus Wiegand im Interview. Für die Kunden bedeutet das deutlich steigende Preise, die sich außerdem schnell ändern, weil zum Beispiel mit Energiezuschlägen gearbeitet wird.
Viele Direktvermarkter und Winzer kennen diese Situation bereits. Im Moment ist auch nicht abzusehen, wie sich die Beschaffungssituation entwickelt und wo die Preise enden.