Das Grundwasser in Deutschland sinkt dramatisch. Erstmals hat das Recherchenetzwerk Correctiv Daten von rund 6.700 Messstellen aus den vergangenen drei Jahrzehnten analysiert. Demnach ist das Grundwasser an knapp der Hälfte aller ausgewerteten Orte in den Dürrejahren zwischen 2018 und 2021 auf den tiefsten Stand seit 1990 gefallen. Insgesamt ist in den vergangenen 32 Jahren der Grundwasserstand mehr gesunken als gestiegen. Zum Grundwasseratlas
Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte dazu, dass man sich auch in Deutschland von der Gewissheit verabschieden müsse, dass Wasser immer und überall in scheinbar unbegrenzter Menge zur Verfügung steht.
Besonders in Norddeutschland sowie in Nordrhein-Westfalen (NRW), Thüringen und Bayern fallen die Grundwasserstände. In NRW, Thüringen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sinkt es sogar an jeder dritten Messstelle. Als Hauptverursacher des Rückgangs gilt der Mensch. Vor allem der Bergbau wurde bei einer anschließenden Befragung von Correctiv in den auffälligsten Kreisen als Ursache genannt.
Bislang hat bei den Behörden niemand den großen Überblick
Nach der sehr komplizierten Datenabfrage und -suche kommen die Autoren sowie Fachleute außerdem zu dem Ergebnis, dass es künftig eine einheitliche Datenerhebung zur Lage des Grundwassers geben müsse. Nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollten alle EU-Mitgliedsstaaten die verfügbare Menge an Grundwasser längst erfassen. Noch aber seien die EU-Länder nicht gesetzlich dazu verpflichtet. Auf Bundesebene werden bisher keine Daten zum Grundwasserzustand erhoben. Umweltschützer prangern in dem Zuge an, dass die Politik einen Entwurf der „Nationalen Wasserstrategie“ vorgelegt habe, ohne überhaupt einen bundesweiten Datenüberblick über das Wasser zu haben. Dabei soll die Strategie doch die Wasserversorgung für Jahrzehnte sichern.
Kritik richtet sich auch an die Ministerien, die zwar viel reden, aber nicht handeln. So nutzten bestimmte Industrien, wie etwa BASF oder RWE, viele Millionen Kubikmeter Wasser jährlich, ohne, dass sie wie private Haushalte bereits von der Politik zum Sparen angehalten würden.
Laut der Universität Osnabrück sind die Grundwasser-Trends in einigen Regionen „besorgniserregend“. Bereits jetzt sei die Versorgung mit Trinkwasser teilweise gefährdet und die Konflikte darum nähmen zu. Der Kampf ums Wasser könnte sich künftig durch die Klimakrise noch verschärfen. So führen steigende Temperaturen und Wetterextreme dazu, dass sich Grundwasserspeicher nicht mehr füllen. Gleichzeitig steigt der Wasserkonsum an, vor allem im Sommer: „Starkregenfälle nehmen zu, so dass weniger Niederschlag in der Landschaft gespeichert und stattdessen oberflächlich abgeführt wird. Gleichzeitig benötigen Landwirtschaft und Haushalte in den Hitzeperioden mehr Wasser“, heißt es in einer Stellungnahme der Uni Osnabrück.