Das Würzburger Start-up Green Spin hat eine bereits mehrfach ausgezeichnete Software entwickelt, mit der tagesaktuelle Ernteprognosen für Anbaugebiete weltweit möglich sind.
Ihre Lösung "Croptify" basiert auf den Satellitendaten des europäischen Copernicus-Programms und nutzt eine Vielzahl an frei verfügbaren Daten – darunter Satellitenbilder, Klimadaten und Bodeninformationen – und übersetzt diese für Landwirte, Großhändler, aber auch die FAO und die Welternährungsorganisation. Das berichtete der Bayerische Rundfunk in der Abendschau am 29. August.
Das sagt der Anbieter:
Croptify vereint Millionen von Datensätzen, die auf einfache und optisch ansprechende Weise dargestellt werden. Auf diese Weise können Nachrichten über die Situation der Vegetation aus allen Teilen der Welt schnell und zuverlässig überprüft werden. Begrenzende Faktoren der Pflanzenentwicklung können frühzeitig erkannt und täglich verfolgt werden. Ein aufwändiges Zusammentragen von Informationen aus verschiedenen Quellen entfällt.
Croptify ist derzeit für über 30 Länder verfügbar. Auf diese Länder entfallen mehr als 72 % der Produktionsfläche für Weizen und 53 % der Produktionsfläche für Mais. Mehr als 90% des Exportvolumens von Weizen und Mais sind abgedeckt. Alle wachstumsrelevanten Informationen sind visuell und in Diagrammen von der Länderebene bis zur Bezirksebene verfügbar. Täglich aktualisiert, mit historischen Vergleichen, Verweise auf ähnliche Jahre und deren Produktionsdaten.
Programm zeigt repräsentative Stelle für Proberodung
Der Sender besuchte dazu auch einen Praktiker, der die Softwarelösung schon nutzt. Landwirt Jan Scherer aus Ochsenfurt ist Kunde des Dienstleisters und verwendet die Software für den Zuckerrübenanbau.
Die Satellitenbilder zeigen, welche Stelle im Acker repräsentativ ist für eine Proberodung. Jeden Monat liefern kleine Probeernten neue Daten. Die Software kombiniert die Daten, die am Boden erhoben werden, mit den Informationen der Satelliten. Die gewonnenen Daten vergleicht die Software mit vergangenen Messungen und führt den Landwirt zum optimalen Ertrag.
"Und wenn man da genug Jahre zur Verfügung hat, die das Modell nutzen kann zum Trainieren, kann man relativ früh in der Saison die Ernte und den Zuckergehalt von so einer Rübe vorhersagen", sagt Gunther Schorcht, CEO von Green Spin, dem BR.
Aussagen, die Rückschlüsse ermöglichen auf Bewässerung, Pflanzenschutz und für die Planung des Kampagne-Prozesses, die Logistik, den Materialeinkauf, den Einkauf von Rohstoffen und Energie bis hin zum Zuckerverkauf, um dort die Mengen abzuschätzen, bestätigt Zuckerrübenbauer Jan Scherer.
Präzise Aussaatkarten beim Mais
Beim Maisanbau werden die Daten schon länger genutzt und präzise Aussaatkarten erstellt. Dazu werden die optimalen Aussaatmengen ermittelt. "An einer Stelle wird weniger ausgesät als an anderer Stelle, um dadurch einen homogenen Ertrag herzustellen und der einzelnen Pflanze auch die maximale Energie zur Verfügung zu stellen, die der Boden an der Stelle liefern kann", beschreibt CEO Gunther Schorcht in der Abendschau die Vorgehensweise.
Bei der Zuckerrübe hängen Qualität und Düngung eng zusammen. Die Daten würden helfen, Dünger gezielt einzusetzen, was der Zuckerrübenbauer begrüßt. "Aktuell sind Düngemittel sehr teuer und hier lohnt es sich, die so übers Feld zu verteilen, wie es der Boden hergibt, um optimale Rübenqualität abzusichern."
Internationale Daten
Die Satellitendaten stehen global zur Verfügung. Dadurch kann Green Spin das, was sie auf Feldebene in kleinem Rahmen machen, auch global anbieten. So lassen sich beispielsweise präzise Ertragsvorhersagen über den weltweiten Getreideexport machen und das schon zum Zeitpunkt der Aussaat. Diese Vorhersagen beeinflussen die Preisbildung an der Börsen – interessant für alle Einkäufer, die in großem Maßstab Agrar-Rohstoffe einkaufen und damit handeln, so die Firma gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.