Wie ländliche Regionen und Unternehmen mit Lebensmitteln aus alten, gefährdeten Sorten und Rassen wirtschaftlich erfolgreich sein können und sie gleichzeitig erhalten, untersuchten Experten der nova-Institut GmbH und der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft in dem Projekt "AgroBioNet".
Sie analysierten 21 Praxisbeispiele und identifizierten Erfolgsfaktoren, die übertragen werden können. In der Abschlussbroschüre "Wertschöpfung mit alten Sorten und alten Rassen" werden die Leuchtturmprojekte und Erfolgsfaktoren vorgestellt.
Die Teams untersuchten, in dem von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) begleiteten Vorhaben, erfolgreiche Projekte, bei denen landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen aus alten heimischen Nutzpflanzensorten und Nutztierrassen Fleisch- und Milchprodukte, Brot, Bier, Obst, Gemüse und Wein erzeugen und vermarkten. Sie stellten fest: Um damit wirtschaftlich erfolgreich zu sein, bedarf es unter anderem einer guten Verfügbarkeit von Saatgut, Pflanzgut oder Tierrasse. Zudem braucht es Verarbeitungsstrukturen und -kompetenzen für kleine Mengen sowie intensive Kommunikation mit den Medien und Verbraucher/innen.
Beispiel Murnau-Werdenfelser Rind und Champagner-Roggen
Mit der Erhaltung alter Pflanzensorten und Nutztierrassen bieten sich interessante Potenziale für den Genuss mit heimischer Naturvielfalt, den Erhalt regionaler Kultur und regionale Wertschöpfung, so die Autoren weiter. So seien das Murnau-Werdenfelser Rind oder der Champagner-Roggen in den vergangenen Jahrzehnten fast verloren gegangen. Heute böten sie Betrieben und ländlichen Regionen heimische Produkte mit viel Charakter, mit denen sie sich im Wettbewerb hervorheben können.
Die traditionelle Heimat des Murnau-Werdenfelser Rinds ist das Alpen- und Voralpenland. Es gab bis in die 1930er Jahre Milch und Fleisch und war Zugtier. Mit dem Einsatz neuer Leistungsrassen und von Traktoren ging diese alte Rinderrasse fast verloren. Heute ist es auf der Speisekarte angesehener bayerischer Wirtshäuser wieder sehr gefragt und entwickelt sich zu einem Imageträger für der Region.
In den 1960er Jahren ist der, ursprünglich aus Frankreich kommende, Champagner-Roggen in Norddeutschland in Vergessenheit geraten. In den vergangenen Jahren haben Landwirte in der sächsischen Oberlausitz die alte Roggensorte wieder angebaut. Sie ist für die kargen Sandböden der Region besonders geeignet und liefert auch bei Dürre stabile Erträge. Auf einen Großteil der mineralischen Düngung und auf Pflanzenschutzmittel kann verzichtet werden. Die besondere Bekömmlichkeit, der gute Geschmack und die sehr lange Frische der Champagner-Roggen Brote aus der Oberlausitz sind bereits legendär.