Im Koalitionsvertrag haben sich die Regierungsparteien darauf verständigt, dass es Werbung an Kinder unter 14 Jahren für zucker-, fett- und salzreiche Lebensmittel in Zukunft nicht mehr geben soll.
Die Ende Februar 2023 von Bundesagrarminister Cem Özdemir vorgestellten Eckpunkte eines Gesetzesentwurfs gehen nach Ansicht des Milchindustrieverbandes (MIV) aber weit über die Zielgruppe der Kinder hinaus und bedeuten umfangreiche Werbeverbote auch gegenüber Erwachsenen. So würden auch die inzwischen bekannten Überarbeitungen des Entwurfs keine relevanten Änderungen enthalten, sondern weiterhin nicht nur Werbung für Kinder erfassen, sondern nahezu jegliche Kommunikations-Maßnahmen in den genannten Medienformaten. Der Milchindustrie-Verband verfolgt das Gesetzesvorhaben daher mit großer Sorge.
Nährwertprofil-Modell der WHO ist Grundlage
So soll z. B. Werbung für Produkte mit einem hohen Fett-, Zucker- und Salzgehalt für Formate wie Rundfunk (Radio, TV) und andere audiovisuelle Medien zwischen 6 Uhr und 23 Uhr verboten werden, die sich nicht nach Art, Inhalt oder Gestaltung, aber nach ihrem zeitlichen, inhaltlichen oder räumlichen Kontext an Kinder richtet. Als Einteilungskriterium soll das Nährwertprofil-Modell der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugrunde gelegt werden.
Für die Praxis bedeutet dies laut MIV, dass selbst ein ungesüßter Naturjoghurt mit einem Fettgehalt von 3,5 % in den aufgeführten Medien zwischen 6 und 23 Uhr nicht mehr beworben werden dürfte. Dasselbe gilt für zahlreiche Käse wie Gouda, Tilsiter, Camembert, Mozzarella und Parmesan, auch für sie wäre eine Werbung in den genannten Medien zu diesen Zeiten nicht mehr möglich.
Der MIV gibt Nachhilfe
In dem Zuge erinnert die Milchwirtschaft die Politiker daran, dass Milch und Milchprodukte elementare Bestandteile nationaler und zahlreicher internationaler Ernährungsempfehlungen sind. Sie sicherten die bedarfsgerechte Versorgung mit hochwertigen Proteinen und essenziellen Makro- und Mikronährstoffen in der Bevölkerung.
Die vorgesehenen Werbeverbote für Milchprodukte seien daher aus ernährungsphysiologischer Sicht und insbesondere mit Blick auf die Ernährung von Kindern nicht nachvollziehbar und würden ein völlig falsches Signal setzen, stellt der Verband klar.