Die ISN-Projekt GmbH hat mit Unterstützung der Edmund Rehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank eine Analyse der extremen Krise am deutschen Schweinemarkt, hervorgerufen durch das parallele Auftreten der Covid-19-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest (ASP), durchgeführt.
Durch zahlreiche Betriebsaufgaben sei inzwischen der niedrigste Schweinebestand seit 25 Jahren in Deutschland erreicht, so die Autoren der Studie. Die langanhaltende „Multikrise“ verschärfe die finanzielle Situation der Betriebe immer weiter und beschleunige den Strukturbruch erheblich. Das Zusammentreffen der Covid-19-Pandemie und der ASP in Deutschland hätten deutlich gemacht, was für eine Verbesserung der Resilienz in der Schweinehaltung notwendig sei. Dazu gehöre, neben primär auskömmlichen Erlösen, insbesondere auch das stärkere „Denken in Lieferketten“ bei allen Beteiligten.
Folgen des Ukraine Krieges noch nicht einbezogen
Bei der Vorstellung der Ergebnisse gab Dr. Karl-Heinz Tölle, Geschäftsführer der ISN-Projekt GmbH, am vergangenen Mittwoch (1.6.) in Berlin zu bedenken, dass die Studie bereits im Januar fertiggestellt worden sei und sich somit auf den Zeitraum bis zum Jahresende 2021 beziehe. „Seitdem ist viel passiert. Ganz besonders der schlimme Krieg in der Ukraine hat vieles auf den Kopf gestellt. Die grundsätzlichen Ergebnisse der Studie haben zwar weiter Gültigkeit, aber nun aufkommende Themen, wie Versorgungssicherheit und das knapper werdende Geld beim Verbraucher, verändern den Blickwinkel. Angesichts der exorbitant gestiegenen Futterkosten bei längst nicht ausreichenden Erlösen wird die katastrophal schlechte finanzielle Lage der deutschen Schweinehalter täglich schlimmer. Immer mehr Betriebe steigen aus.“
Vorgehen von Bund, Ländern, Kommunen und Wirtschaft koordinieren
Die größte Gefahr für die Resilienz der Schweinehaltung sei zum einen das überhastete und gleichzeitig das verzögerte Handeln der öffentlichen Hand. So seien zum Beispiel Änderungen im Arbeitsschutzgesetz sehr schnell umgesetzt, wichtige und drängende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Lieferkette auf der anderen Seite dagegen verzögert worden.
Wichtig sei es zudem, so die Autoren, dass Entscheidungen, beispielsweise im Ordnungsrecht, nicht nur monokausal getroffen werden, da Einzelentscheidungen weitreichende Folgen hätten. Diese gelte es zuvor genau abzuschätzen. Schlussendlich sei ganz entscheidend, dass das Vorgehen von Bund, Ländern, Kommunen und Wirtschaft koordiniert und abgestimmt erfolge. Wie zukünftige Krisen gemeistert würden, werde entscheidend davon abhängen, inwieweit man bereit sei, im Rahmen der föderalen Strukturen von zentraler Stelle zu koordinieren.